„Hervorragendes Signal für den Sport in Baden-Württemberg“
Hildrizhausen/Kuppenheim/Forst (red) – Ein rund sechs Jahre andauernder Prozess wurde am Samstag, 9. März, vollendet. Im Mai 2018 haben sich die Präsidien des Handballverbandes Württemberg (HVW), des Südbadischen Handballverbandes (SHV) und des Badischen Handballverbandes (BHV) in Ruit zu einem ersten Abstimmungsgespräch getroffen. Nunmehr ist die Fusion der drei Handballverbände im Land beschlossene Sache. Der neue Baden-Württembergische Handball-Verband (BWHV) wird zudem mit über 150.000 Mitgliedern der zahlenmäßig stärkste Landesverband im Deutschen Handballbund, der rund 730.00 Mitglieder umfasst.
Bei der Delegiertenversammlung des Handballverbandes Württemberg konnte HVW-Präsident Hans Artschwager 121 stimmberechtigte Mitglieder aus den acht Bezirken sowie Verbandsfunktionäre, Referenten und Trainer im Schönbuchsaal in Hildrizhausen begrüßen. „Heute ist der Zeitpunkt, die drei Landesverbände und Handball Baden-Württemberg zusammenzuführen“, meinte Hans Artschwager in einer kurzen Ansprache, die er vor dem Abstimmungsprozedere hielt. Seit 72 Jahren würde es das Land Baden-Württemberg geben und es sei Zeit „auch im Sport nach vorne zu schauen und alte Krusten aufzubrechen.“
Das Präsidium des HVW, so Artschwager, ist der festen Überzeugung, dass die Verschmelzung zum Baden-Württembergischen Handball-Verband nicht nur den Handball im Land und im Deutschen Handballbund stärkt, sondern auch für die Vereine ein guter Schritt in die Zukunft ist. So werden acht neue Bezirke mit 60 bis 70 Vereinen eine stabile Größe für die Zukunft garantieren. „Wir selbst“, so der HVW-Präsident weiter, „haben im oberen Jugendbereich Probleme in einigen Bezirken einen sinnvollen Spielbetrieb zu organisieren. Im Norden des Verbandsgebietes spielen seit Mitte der 1950er Jahre viele badische Vereine im Bezirk Heilbronn-Franken mit. Auch der Bezirk Neckar-Zollern hat im weiblichen Bereich einen gemeinsamen Spielbetrieb mit Südbaden.“
In geheimer Abstimmung waren bei 120 anwesenden Delegierten 91 Ja-Stimmen für einen positiven Beschluss erforderlich. Mit insgesamt 95 Befürwortern und damit 79,2 Prozent wurde die notwendige Dreiviertel-Mehrheit für einen gemeinsamen Verband knapp erreicht. Klarer fielen die Voten in Südbaden (87,7 Prozent) und in Baden (85,5 Prozent) aus.
Sitz des neuen Handballverbandes, der zum Stichtag 1. Juli 2025 seine Arbeit aufnehmen wird, wird Freiburg im Breisgau sein. Als erster BWHV-Präsident stellt sich Peter Knapp, der bisherige Präsident von Baden zur Verfügung. Als zweiter stellvertretender Präsident soll Alexander Klinkner, bisher Präsident von Südbaden, fungieren. Als Vertreter aus Württemberg soll Eberhard Gloger, der seit diesem Frühjahr als Vertreter der Bezirke im HVW-Präsidium aktiv ist, ebenso stellvertretender Verbandspräsident werden. Hauptgeschäftsführer wird Thomas Dieterich, bisher HVW-Verbandsmanager, jeweils als Geschäftsführer übernehmen Stephanie Bermanseder und René Takacs wichtige Rollen im Hauptamt. Bis zum formalen Start des BWHV am 1. Juli 2025 werden die Geschäfte über Handball Baden-Württemberg e.V. gesteuert. Der erste ordentliche Verbandstag des BWHV wird 2027 stattfinden.
In einer digitalen Pressekonferenz im Anschluss an die drei Verbandstage gratulierte DHB-Präsident Andreas Michelmann den drei Verbandspräsidenten: „Womit tatsächlich nochmal ein noch größeres Schwergewicht entsteht, dass sicherlich auch ein Signal sein wird für Verbände, die sich noch nicht zu einem Zusammenschluss entschließen konnten.“ Der DHB habe seit 2021 auch versucht, die einstmals 22 Landesverbände zu zehn Förderregionen zusammen zu fassen. Michelmann: „Die wirtschaftliche Basis im Handballverband Baden-Württemberg ist finanziell sehr solide.“
Peter Knapp meinte: „Die Tatsache, dass wir den Leistungssport schon vor zwei Jahren auf die gemeinsame baden-württembergische Ebene gehoben und etabliert haben, das sind Dinge, die mich positiv nach vorne schauen lassen. Nicht nur, dass wir begonnen haben, die Spitze effektiver und kostengünstiger zu gestalten im neuen Großverband, sondern wir müssen jetzt auf der mittleren Ebene der Bezirke den Vereinen gegenüber darstellen, wie das aussehen soll, Das ist aus meiner Sicht noch eine gravierende Arbeit, bis es dann losgeht.“
Alexander Klinkner versicherte, dass der gemeinsame Verband die Kompetenzen in einzelnen Geschäftsstellen bündeln werde. „Wir haben drei Passstellen, da reicht zukünftig eine aus.“ Er hofft auch, allen Vereinen attraktive Spielklassen anbieten zu können: „Ein Thema, das die Vereine immer umtreibt.“ Der Präsident von Südbaden erinnerte daran, dass etwa die Spieltechnik sehr gut mit der Dualen Hochschule Stuttgart zusammengearbeitet habe. Klinkner: „Am Ende war die Zusammenarbeit so effizient, dass wir heute die Zustimmung bekommen haben, diese Zusammenarbeit fortzuführen.“
Hans Artschwager erklärte, dass er in den vergangenen Wochen viel Zuspruch zur nunmehr vollzogenen Verschmelzung bekommen habe: „Einzelne Fachverbände haben zum Teil auch schon angefragt, wie man das macht – und sie haben einfach gewartet auf dieses Signal.“ Der Handballfunktionär aus Hildrizhausen hob hervor, dass die nun beschlossene Fusion „ein hervorragendes Signal für den Sport in Baden-Württemberg“ ist. Es gelte die Kräfte zu bündeln und sich für die Zukunft professioneller aufzustellen. Artschwager: „Wir haben jetzt auch die Möglichkeit, in den acht Bezirken Menschen einzustellen, die im Sinne von „Hauptamt hilft Ehrenamt“ unterstützen.“ Man müsse für die Kinder Wege finden, wie sie noch besser in die Vereine reinkommen und deshalb werde auch das Hauptamt benötigt, um die Vereine zu schulen und auch Personal zur Verfügung zu stellen.
DHB-Präsident Andreas Michelmann hob noch zwei „Hochzeitsgeschenke“ hervor. So wird bei der im nächsten Jahr anstehenden Frauen-WM in Deutschland und der Niederlande die Stuttgarter Porsche-Arena vom 27. November bis 2. Dezember Schauplatz von Spielen in gleich zwei Vorrundengruppen sein, mit Beteiligung der deutschen Nationalmannschaft. Michelmann: „Und zum anderen werden wir den ersten Bundesstützpunkt der Frauen nach Baden-Württemberg bringen, ganz konkret nach Stuttgart. Und hier haben wir mit dem TVB Stuttgart, dem baden-württembergischen Verband und dem DHB drei Partner, die ganz speziell an dem Thema Leistungsentwicklung an der Spitze arbeiten wollen.“